Mehr als 100 Jahre ist es her, dass Männer aus Plaidt in einer öffentlichen Versammlung unter freiem Himmel den SPD-Ortsverein aus der Taufe gehoben haben. Dies war in der damaligen Zeit nicht einfach. Die Auswirkungen der Sozialistengesetze unter Bismarck spukten noch in vielen Köpfen der Konservativen. So war es beispielsweise nicht möglich, in Plaidt ein Versammlungslokal zu bekommen. Auch sonst war man Repressalien ausgesetzt, wenn man sich zur SPD bekannte. Es kam nicht selten vor, dass unsere damaligen Mitglieder und Freunde um ihren Arbeitsplatz bangen mussten.
Viele ältere Mitbürger können sich an diese Zeiten noch gut erinnern. Durch den Willen der Bürger ist die SPD in Plaidt über 40 Jahre in der Lage gewesen, die eindeutige Ratsmehrheit zu stellen.
Von den Anfängen bis zur Neugründung nach dem Zweiten Weltkrieg
Die Gemeinden der Pellenz profitierten im 19. Jahrhundert von den vulkanischen Reichtümern der Landschaft. Zunächst war es der Tuff, der sich gemahlen als Trass großer Nachfrage vor allem bei Wasserbauten erfreute, z.B. beim Nord-Ostsee- oder beim Dortmund-Ems-Kanal, für die Instandsetzung der Kaimauern in Antwerpen, für Dockbauten in Wilhelmshaven oder für den Bau von Talsperren in Österreich. Seit dem Ende der 1880er Jahre kam die Herstellung von Schwemmsteinen aus Bims hinzu. Die umfangreiche landwirtschaftliche Produktion hatte sich in der Pellenz und auf dem Maifeld vor allem auf die Kartoffel spezialisiert. Der Transport dieser Materialien erfuhr eine entscheidende Verbesserung durch die 1854 gebaute Aktienstraße von Mayen über Andernach nach Neuwied, dann durch die Eröffnung der Bahnlinie von Andernach nach Niedermendig im Jahr 1878. Dazu kamen 1884 der Ausbau der Straße von Plaidt nach Ochtendung und 1891 der der Straße nach Saffig. Von diesen günstigen infrastrukturellen Bedingungen profitierten vor allem die Gemeinden Plaidt und Kruft, wie sich das an der Bevölkerungsentwicklung ablesen lässt: In Plaidt stieg sie von 554 Einwohnern im Jahr 1808 auf 2.224 um 1910, in Kruft von 1.107 auf mehr als 2.300. Nickenich, vormals deutlich größer als Plaidt, konnte – von größeren Straßen und einer direkten Bahnverbindung abgelegen – von dieser Entwicklung nicht entsprechend profitieren. Plaidt und Kruft waren für die armen und kargen Gegenden der Eifel wirtschaftliche Anziehungspunkte geworden. Zwei Fünftel der Bevölkerung arbeitete in der Landwirtschaft, weitere zwei Fünftel lebten vom Tagelohn meist aus der Beschäftigung in den Betrieben, die sich der Ausbeute der vulkanischen Rohstoffe widmeten. Das letzte Fünftel waren Handwerkerfamilien oder Geschäftsleute.
Vom Frühjahr bis in den späten Herbst hinein arbeiteten die Männer in den Trass- und Basaltgruben oder „im Bims“. Über die Winterzeit fanden viele Arbeit bei der Verladung der Kartoffeln, die in der Region und auf dem Maifeld produziert wurden. 1909 wurden auf der Bahnstation Plaidt noch mehr als 20.000 Tonnen Kartoffeln verladen.
Für die Arbeiten in den Trassgruben und in der Schwemmsteinproduktion benötigte man keine gelernten Gesellen oder Meister, so dass die Löhne vergleichsweise gering waren: Um 1890 verdiente ein Arbeiter in Plaidt rund 2,00 Mark am Tag, ein Steinhauer oder Pflasterschläger in Mayen mit 5,00 Mark mehr als das Doppelte. Der um die Wende zum 20. Jahrhundert vermehrt einsetzende Zuzug ganzer Familien drückte zusätzlich die Löhne. Auf ein Überangebot an Arbeitskräften reagierten die Unternehmen damals nicht anders als heute: Je höher das Angebot, desto geringer der Lohn. Vielfach waren Frauen und Kinder mit im Einsatz, um zumindest bei den leichteren Tätigkeiten zu helfen, z.B. beim Absetzen der Unterlegbretter. Der Lohn in den Schwemmsteinfabriken blieb karg. Bei einer Arbeitszeit zwischen 15 und 18 Stunden, teilweise mit nächtlicher Beleuchtung durch den Vollmond, bekam der Arbeiter 5 Mark für 1.000 Steine, die die Unternehmer für 20 Mark verkauften und damit eine satte Gewinnspanne erzielten.
Die Lebensbedingungen waren für einfache Arbeiter und deren Familien außerordentlich hart. Als Einzelner hatte man keine Chance gegen das Lohndiktat der Unternehmer. Also fing man an, sich in Gewerkschaften zu organisieren. Dabei gilt es grundsätzlich zwei Linien zu unterscheiden: die christliche, die sich vornehmlich im Rahmen der Parteiprogrammatik des Zentrums bewegte, und die freien Gewerkschaften, die sich an den unterschiedlichen sozialistischen und kommunistischen Gruppierungen orientierten. Im stark katholischen Rheinland waren es dann auch die christlichen Gewerkschaften, die zunächst ins Rampenlicht der Geschichte traten, die kaisertreu und nationalistisch daherkamen. Für Plaidt lässt sich die Gründung einer Ortsgruppe im Berufsverband Deutscher Steinarbeiter für 1907 belegen, der wiederum dem Zentralverband christlicher Fabrik- und Transportarbeiter Deutschlands angeschlossen war.
Die Anfänge der SPD in Plaidt sind – bis dato – nur mündlich tradiert. Die Gründungsväter Wilhelm Kreier, Josef Kreier, Männer aus den Familien Butz, Hillesheim und Gräf trafen sich im Jahr 1908 – unter freiem Himmel im Hof des Hauses Kretzer Straße 2, um einen Ortsverein der SPD ins Leben zu rufen. Einer der ersten in Plaidt auftretenden Redner war der Mainzer Karl Friedrich Zörgiebel, der seit 1901 der SPD angehörte und nach dem Zweiten Weltkrieg Präsident des Landespolizeipräsidums werden sollte.
In der frühen Phase waren alle Mitglieder Arbeiter, denen klar war, dass sie selbst und ihre Familien in naher Zukunft mit Repressalien würden leben müssen. So stellten z.B. die Plaidter Wirtsleute der SPD keine Räumlichkeiten für Versammlungen zur Verfügung. Katharina Kreier (?1977), die Frau des Gründungsmitglieds Josef Kreier, wusste zu erzählen, dass die Sozialdemokraten ihre Versammlungen in Scheunen abhielten. Ihre Frauen saßen mit Mistgabeln davor, um einen reibungslosen Verlauf der Veranstaltungen zu gewährleisten. Dies zeigt, in welch sozial angespannter Atmosphäre die Leute damals lebten. In einer durch und durch katholisch geprägten Gesellschaft war der Start für die Sozialdemokraten und ihre Familien äußerst schwierig, aber das war nicht anders zu erwarten.
Einen größeren Einfluss auf die örtliche und regionale Politik blieb der Ortsgruppe zunächst verwährt, zweifellos bedingt durch das geltende Dreiklassenwahlrecht, das den Besserverdienenden weit mehr Einfluss einräumte als den Armen. Wahlberechtigt waren nur die Steuerzahler. Die wurden auf Listen erfasst und nach der Höhe der Abgaben sortiert. Dann wurde aufaddiert bis ein Drittel der Gesamtsumme erreicht war. Diese kleine Personengruppe bestimmte dann ein Drittel der Gemeindeverordneten. Die einzelne Stimme zählte also umso weniger, je geringer das Einkommen. In Plaidt gab es zwölf Sitze. Es ging also in jeder „Abteilung“ um vier Verordnete, von denen je zwei in wechselndem Turnus gewählt wurden. Bei den Wahlen 1908 wurden in Plaidt für die erste Abteilung Dr. Gerhard Herfeldt und der Gutsinspektor Siringhaus, für die zweite der Landwirt Engelbert Spurzem und der Bäckermeister Josef Schmitz und für die dritte Johann Unger und Jakob Hambach gewählt. In der ersten Klasse saßen damals noch der „Meistbeerbte“ Viktor Herfeld als größter Steuerzahler und der Arzt Dr. Keller.
Parteien und Frauen – man muss das leider so sagen – spielten in der Politik bis zum Ende des Ersten Weltkriegs kaum eine Rolle. Und das umso weniger, je weiter man aufs Land kam. Zudem standen anarchistische, kommunistische und sozialdemokratische Bewegungen“ unter strenger staatlicher Aufsicht.
In der Weimarer Zeit trat die SPD dann erstmals als grundsätzlich gleichberechtigte Partei auf, konnte sich allerdings nie mehrheitlich gegen das starke katholische Zentrum durchsetzen. Bei den ersten Reichstagswahlen am 19. Januar 1919 erreichte die SPD in Plaidt immerhin 30% der Stimmen gegen 67,3% des Zentrums. In Kruft gewann das Zentrum bei dieser Wahl 74,7%, die SPD nur 16,7%, in Kretz waren die Zahlen ziemlich die gleichen wie in Plaidt. Das Ergebnis im Kreis Mayen zeigt die grundsätzlich katholisch-konservative Einstellung der damaligen Landbevölkerung: Zentrum 72,6%, SPD 19,7%, andere 7,7%.
Das beste Wahlergebnis erreichte sie 1933 mit 34,9% (Zentrum 41,8%). Noch im gleichen Jahr beendete die Nazi-Diktatur die aufkeimenden demokratischen Strukturen der Weimarer Republik. Es begann eine außerordentlich schwierige Zeit für die Sozialdemokraten. Die Repressalien des Kaiserreichs waren ein Kinderspiel im Vergleich zu dem, was die kranken Geister der Nazis sich für politisch Andersdenkende einfallen ließen. Das galt selbstverständlich nicht allein für die SPD, sondern gleichermaßen für Zentrumsleute, Kommunisten oder Geistliche, gar nicht zu sprechen von den zu „Volksfeinden“ erklärten rassistisch verfolgten Gruppen. Die Plaidter Sozialdemokraten duckten sich unter der Knute der Nazis und versuchten mit ihren Familien irgendwie durchzukommen. Den meisten gelang das. Einige – und solche Fälle sind belegt – wurden von ihren Arbeitgebern vor die Wahl gestellt, der NSDAP beizutreten oder ihre Arbeit zu verlieren. Insgesamt gesehen verlief die NS-Zeit für vormals politisch Engagierte in Plaidt eher glimpflich: Niemand wurde deportiert oder gar aus politischen Gründen ermordet.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs rauften sich die Sozialdemokraten schon während des Jahres 1945 zusammen. Am 14. Februar 1946 erfolgte die Neugründung des Ortsvereins. Bis zu den ersten Gemeinderatswahlen regierte in Plaidt ein von der Besatzungsmacht eingesetztes „Gemeinderatskomitee“, in dem für die SPD Sebastian Kowalski, Anton Butz und Fritz Weiler vertreten waren. Als deren Ersatzmitglieder fungierten Willi Ackermann, Anton Mürtz und Klaus Mehlis. Die erste Kommunalwahl im September 1946 brachte der SPD eine hauchdünne Mehrheit von 15 Stimmen (SPD: 649, CDU 634), die jedoch genügte, um mit Sebastian Kowalski den ersten frei gewählten Ortsbürgermeister zu stellen. Bis zum Jahr 1999 sollte die SPD die Mehrheitsfraktion im Gemeinderat stellen, um sie für fünf Jahre abzugeben und dann seit 2004 wieder zu gewinnen.
Die sozialdemokratischen Ortsbürgermeister Johann Michael Rollmann (1948-1969), Bodo Unger (1969-1994) und Wilhelm Anheier (seit 2003) haben zweifellos großes persönliches Engagement für die Gemeinde Plaidt eingebracht. Vorsitzende des SPD-Ortsvereins waren seit 1945: Anton Hillesheim, Anton Müller, Albert Iven, Walter Wirfs, Christian Hoffmann, A. Schumann, Hans Nürnberg, Berni Cornet, Rolf Dietrich und Alfred Pickenhahn.
SPD in Plaidt nach dem Zweiten Weltkrieg
Die Schrecken und Gräuel des 2. Weltkriegs, der Verlust von nahen Angehörigen, Not und Entbehrung sind der Plaidter Bevölkerung auch Monate nach Ende der Nazidiktatur noch sehr lebendig und allgegenwärtig.
Die Menschen in Deutschland mussten ihr Überleben organisieren und die Geschicke ihrer Gemeinwesen wieder in die eigenen Hände nehmen. So auch in Plaidt.
So wurde der Plaidter Sozialdemokrat Albert Iven sen. on der fanzösischen Besatzungstruppe als naziunbelastet zum Kommissarischen Bürgermeister ernannt. Er übte sein Amt von 1945 – 1946 aus. Dem damaligen sogenannten Gemeinderatkomitee gehörten die Plaidter Bürger Johann Josef Marci, Anton Butz, Anton Mürtz, Peter Mürtz, Jakob Lohner, Fritz Weiler, Paul Jahny, Nikolaus Mehlis, Wilhelm Ackermannund Sebastian Kowalski an.
Ihre Aufgabe war es mit dafür Sorge zu tragen, dass die Grundbedürfnisse der Plaidter Bevölkerung notdürftig befriedigt wurden. Insbesondere ging es um die Beschaffung von Brennholz und die Unterstützung von notleidenden Familien, deren Ernährer im Krieg umgekommen oder in Gefangenschaft geraten sind.
Sowird zum Beispiel im Protokoll des am 15.Februar 1946 tagenden Gemeinderatkomitees unter Punkt 3 festgehalten: „ Die Verteilung der Sämereien soll unter Aufsicht der gemeinde geschehen, damit eine gerechte Verteilung stattfindet.“ Und in einer weiteren Sitzung am 16. April 1946 wurde über „die Abrechnung eines Hilfsfonds“ beraten.
Bereits am 14. Februar 1946 fanden sich Plaidter Sozialdemokraten unter Vorsitz von Josef Kreier im Gasthaus von Peter Weinand (Hotel Rauscher Mühle ?) zusammen, um die SPD Ortsgruppe Plaidt neu zu gründen. Zum 1. Vorsitzenden wurde einstimmig Sebastian Kowalski gewählt.
Die Gründungsmitglieder von damals, deren Mitgliedschaft in der SPD teilweise bis in die Gründungsjahre zurückreichte, waren:
Johann Michael Rollmann, Peter Gräf, Peter Walldorf, Heribert Heidbüchel, Johann Josef Kreier, Anton Müller, Sebastian Kowalski, Jakob Heinzen, Klaus Büchel, Klaus Schmitz, Christian Hoffmann, Mathias Wirfs.Ziel der Genossen war es bei den im Herbst 1946 stattfindenden Gemeindewahlen die Mehrheit zu gewinnen und damit den Ortsbürgermeister von Plaidt zu stellen. So konnte die neu gegründete SPD-Ortsgruppe tatsächlich die am 01. September 1946 stattgefundenen Gemeindewahlen mit Mehrheit für sich entscheiden, so dass ihr 1. Vorsitzender Sebastian Kowalski auch Ortsbürgermeister von Plaidt wurde. Er übte dieses Amt in der schwierigen Nachkriegszeit von 1946 – 1948 aus.
1947 übernahm Anton Hillesheim den Vorsitz der SPD-Ortsgruppe in Plaidt, um ihn 1948 an den Genossen Anton Müller abzugeben.In den 2 jahren seiner Amtszeit musste sich Bürgermeister Kowalski mit den nunmehr 12 Ratsmitgliedern weiter um die Versorgung der Plaidter Bevölkerung mit dem Notwendigsten kümmern. In den Protokollen von damals ist nachzulesen, dass es auch weiterhin um die Beschaffung von Brennholz, Wohnungszuweisungen, Viehablieferung, Friedhofsangelegenheiten, Wasserversorgung, Steuererlassen, Schuhzuweisungen und die sächliche und finanzielle Unterstützung von Bedürftigen ging. Ein Auszug aus dem Protokoll der Ratssitzung vom 17. Oktober 1946 belegt die schwierige Lage der Plaidter Bevölkerung: „………. In Bezug auf die Heranbringung der Arbeitsktäfte sowie den Abtransport des Holzes bestehen jedoch gößere Schwierigkeiten. Die seitens der Gemeinde getroffenen Regelung in bezug auf den Abtransport des Holzes wird von einzelnen Kraftfahrzeugsbestzern nicht befolgt, so daß hierdurch diese Arbeiten ins Stocken geraten sind. Es wurde eine Regelung getroffen, daß die vorhandenen Kraftfahrzeugbesitzer Neukirch, Pilon und Pinger an je 2 Tagen in der Woche die Holzabfuhr vohrnemen sollen. Während ersterer die zugeteilten Fahrten bisher regelmäßig ausgeführt hat, sind die beiden letztgenannten ihrer Verpflichtung bisher nicht bzw, nur zu einem Teil nachgekommen. In Verbindung mit der Fahrbereitschaft solen die erforderlichen Schritte unternommen werden.“ Und weiter heisst es: „ Der Ortsvertauensmann der Landwirtschaft, Gemeinderat Fritz Weiler, machte sodann Ausführungen über die evtl. zu erfolgende Ablieferung der ehemaligen Wehrmachtspferde. Weiler teilte mit, daß, wenn es tatsächlich zur Ablieferung der Pferde käme, für die Landwirtschaft größte Schwierigkeiten auftreten werden.“Am 14. November 1948 konnte die SPD Plaidt erneut die Mehrheit im Gemeinderat erringen und Johann Michael Rollmann Ortsbürgermeister werden.
Die Erfolgsgeschichte der Plaidter Sozialdemokraten wurde insbesondere durch seine Persönlichkeit als Ortsbürgermeister geprägt und befördert.
Ein früher, damals 16-jähriger Weggenosse von J.M. Rollmann, Franz Nillius aus Nickenich, schreibt in „Plaidt Aktuell“ 1984: „Ich war 1946 16 Jahre jung, als ich als Auszubildender bei der damaligen Einheitsgewerkschaft in Andernach die ersten Kontakte mit Johann Michael Rollmann hatte.Dabei konnte ich feststellen, mit welchem Elan und Verantwortungs-bewußtsein von ihm die Interessen der Arbeitnehmer in den Organen, denen er angehörte, vertreten wurde. Er tat dies ehrenamtlich; damals gab es weder Zehrgelder, noch Fahrtkosten. Auslagen wurden aus der eigenen Tasche bezahlt.
Ich konnte miterleben, wie Johann Michael Rollmann in seinem ehrenamtlichen Element wuchs.
Dies hatten 1949 auch die damals schon in Plaidt dominierenden Sozialdemokraten erkannt und wählten ihn zu ihrem Bürgermeister. Er gab eine Meisterposition auf widmete sich ehrenamtlich unter Zahlung einer Aufwandentschädigung den Interessen der Bevölkerung in Plaidt.
In seiner 20jährigen Bürgermeisterzeit wuchs Plaidt zu einem florierenden Ort in der Pellenz. Für die übrigen Gemeinden in der damaligen Amtsverwaltung Andernach-Land, war Johann Michael Rollmann der Motor. Er ließ sich auch damals nicht von der „Obrigkeit“ beeinflussen, dafür wußte er zu viel. Seine Arbeit führt schließlich auch dazu, dass er für die Sozialdemokraten in den Verbandsgemeinderat und in den Kreistag einrückte. Als auch ich für die Sozialdemokraten 1960 in den Verbandsgemeinderat gewählt wurde, hatte ich Gelegenheit seine Arbeit kennen und schätzen zu lernen.
In der Arbeitsgerichtbarkeit, in der Johann Michael Rollmann für die Arbeitnehmer ehrenamtlicher Richter war, wusste man seinen Sachverstand und seine langjährigen Erfahrungen aus der Arbeitswelt zu schätzen.
Der rastlose Einsatz in der Kommunalpolitik, in der Gewerkschaftsbewegung und in der Partei, sowie die Achtung vor dem politischen Gegner waren für den Bundespräsidenten Veranlassung, Johann Michael Rollmann mit dem Bundesverdienstkreuz auszuzeichnen.“
In den ersten Jahren seiner Amtszeit galt es weiter, der Bevölkerung bei der Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse, so z.B. bei der Beschaffung von Brennmaterial, zu helfen.
Er beriet in dieser Zeit zahlreiche Kriegswitwen bei der Durchsetzung ihrer Witwenrente. Viele Heimatvertriebene und Flüchtlinge aus dem Osten strömten in den Nachkriegsjahren ins „Bimsgebiet“ der Pellenz. Hier gab es Arbeitsplätze, aber keine Wohnungen. 1950 konnte Bürgermeister Rollmann bereits das erste Gemeindehäuser im Sonnenland an Flüchtlinge übergeben. 1951 waren bereits 10 Siedlungshäuser mit 20 Wohnungen fertiggestellt und bezogen.Gleichzeitig ließ Rollmann das Gemeindebüro mit 1 Wohnung und das Feuerwehrgerätehaus bauen.
In den 50er Jahren wurden unter Bürgermeister Rollmann die Wasserleitungen in Plaidt modernisiert und erweitert, die erste biologische Kläranlage gebaut, die Kanalisation des Ortskerns durchgeführt, das Baugebiet „Sonnenland“ erschlossen und schließlich im Jahre 1955 die Umgehungsstraße fertiggestellt.
Außerdem konnte Plaidt im Frühjahr 1955 an die Erdgasversorgung angeschlossen werden und in 1956 das neue Schulgebäude (heutige Grundschule) mit zwei modernen Klassenräumen und 4 später fertigzustellenden seiner Bestimmung übergeben werden.
Dem Auszug aus dem Protokollbuch der SPD Plaidt über den Jahresbericht 1949 ist zu entnehmen, dass alle Maßnahmen und Projekte, die in Plaidt verwirklicht wurden, rege in der SPD Ortsgruppe und in der SPD Fraktion besprochen und durchdiskutiert wurden: „ Eine „Zwecks ständiger Fühlungnahme mit den Wählermassen wurde seitens unsere Partei eine öffentlich Bürgerversammlung, im Juni einberufen, in der die Genossen Rollmann und Müller zu den schwebenden Fragen Stellung nahmen. Unser Bürgermeister, Genosse Rollmann, berichtete in fast 2-stündigem Vortrag über die schwierige Lage innerhalb der Gemeinde und die trotz der schlechten Finanzlage durchgeführten Arbeiten. Er appellierte an alle, – ohne Rücksicht auf Partei und Stand -, ihn bei den zu lösenden Problemen tatkräftig zu unterstützen, um somit eine erspriessliche Arbeit zum Wohle der gesamten Gemeinde zu ermöglichen. Der starke Beifall am Schluss seiner Ausführung bewies, dass die Partei in Plaidt auf dem rechten Weg ist.“Eine der führenden Persönlichkeiten war der damalige Vorsitzende der Plaidter SPD, Anton Müller (genannt „Der Rote Anton“).
Eine der bemerkenswertesten, vorausschauenden Leistungen des sozialdemo-kratisch und gewerkschaftlich orientierten Bürgermeister J.M. Rollmann war die Gründung der Volkshochschule in Plaidt. Im Protokollbuch der SPD-Ortsgruppe wird im Jahresbericht 1951 dazu aufgeführt:
„ Nach intensiver Vorarbeit ist es auch der Verdienst unseres Bürgermeisters Genosse Rollmann, unter Zusammenfassung von angesehenen Männern unserer Gemeinde ein Kuratorium zu bilden und mit ihm die Volkshochschule Plaidt am 08.12.1951 feierlich zu eröffnen. 250 Personen meldeten sich innerhalb 14 Tagen als Teilnehmer an und nehmen mit den weiterhin angemeldeten jetzt lebhaften Anteil an den Veranstaltungen, Vorträgen, Arbeitskreisen und Kursen…….“
Wenn man bedenkt, dass heute Bildung, Fortbildung im Berufsleben und mehr höhere Bildungsabschlüsse wieder auf der Agenda sozialdemokratischer Politik stehen, so können wir der VHS-Gründung in Plaidt durch den Initiator, Johann Michael Rollmann, nur den höchsten Respekt und unsere Hochachtung entgegenbringen.Durch das Wirken von Bürgermeister Rollmann und dem damaligen Vorsitzenden der SPD-Plaidt, Anton Müller nahm die Sozialdemokratie in unserem Ort eine positive Entwicklung und erstritt bei den folgenden Wahlen absolute Mehrheiten.
1953 wurde der Genosse Albert Iven 1. Vorsitzende der Plaidter SPD-Ortsgruppe und sollte es bis 1958 bleiben.
Ortsbürgermeister Rollmann organisierte zudem Ende der 50er Jahre eine geregelte Müllabfuhr, ließ 1958 die inzwischen abgerissene Turnhalle erbauen und konnte am 13. November 1960 die errichtete Friedhofskapelle mit Totengedenkstätte sowie Friedhofserweiterung ihrer Bestimmung übergeben. Bereits im Oktober 1955 wurde Johann Michael Rollmann für sein ehrenamtliches Wirken in der Kommunalpolitik, in der Gewerkschaft und in der Arbeits- und Sozialgerichtsbarkeit die „Freiherr vom Stein-Plakette“ verliehen.
Unermüdlich waren die Plaidter Sozialdemokraten mit ihrem Bürgermeister Rollmann an der Spitze in der Ortsgemeinde Plaidt tätig.
So konnte in den Jahren 1959 bis 1969 die Wasserversorgung in Plaidt verbessert werden, der „Alte Kirchplatz“ durch Errichtung der Natursteinmauer mit Treppen-anlage verschönert und der Erweiterungsbau des Schulgebäudes auf 8 Klassen verwirklicht werden.
Der wachsenden Wohnbevölkerung und der Wunsch nach Eigenheimen wurde durch die Schaffung von Baugebieten „Im Rang“, „Fraukircher Str.“, „Auf Kräuselem“, sowie der neuen Wohnbebauung „Kurt-Schumacher-Str.“ Rechnung getragen werden.
Darüber hinaus wurden weitere Gemeindehäuser im Sonnenland bezugsfertig.
Zitat aus dem Protokollbuch der Plaidter SPD im Jahr der Ortsgruppe von 1962, Schriftführer, Genosse Grützmacher:
„Genosse Rollmann, der Anfang 62 sein 65. Lebensjahr vollenden konnte, hat sich auf allen Lebensgebieten in und um Plaidt wohlverdient gemacht. In über 900 Wohnhäusern wohnen nunmehr fast 5000 Menschen, die überwiegend das rechte Vertrauen in ihn und seine unermüdliche Arbeit haben.“
Johann Michael Rollmann, Träger der Freiherr v. Stein-Plakette und des Bundesverdienstkreuzes, starb am 17. Dezember 1973 im Alter von 76 Jahren.
Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung von Plaidt, der Vertreter der SPD, der Vertreter der benachbarten Kommunen und der Gewerkschaft sowie der Vertreter aller Plaidter Vereine und Verbände wurde er zu seiner letzten Ruhestätte geleitet. Er war ein engagierter Sozialdemokrat und eine große Persönlichkeit.Die Ära Bodo Unger 1969-1994Dem altgedienten und in der Bevölkerung sehr beliebten Joahnn Michael Rollmann folgte 1969 Bodo Unger für die SPD in Plaidt als Ortbürgermeister. Seine Amtszeit sollte bis 1994 andauern und viele positive Veränderungen im Erscheinen der Gemeinde bringen, die bis heute nachwirken.
Der Beginn seiner Amtszeit fiel in die Umstrukturierungen der Verwaltungsreform in Rheinland-Pfalz. Die frühere Amtsbürgermeisterei Andernach-Land wurde aufgelöst. An ihre Stelle trat die Verbandsgemeinde Andernach-Land, zu der seitdem die Gemeinden Kretz, Kruft, Nickenich, Plaidt und Saffig gehören. Eich, Miesenheim und Namedy fielen der Stadt Andernach zu. Schon Ende der 1960er Jahre votierte Bodo Unger für eine Umbenennung der Verbandsgemeinde in VG Pellenz. Es sollte aber bis zum Jahr 1991 dauern, bis der Rat der Verbandsgemeinde seiner Anregung – dann aber einstimmig – folgte. Im Bereich der Schulen wurden die bis dahin bestehenden Volksschulen vom System der Grund- und Hauptschulen abgelöst. Schon 1969 hatte Bodo Unger einen Beschluss des Gemeinderates zur Erweiterung der Volksschule erwirkt, wodurch sie 1970/71 den Status einer Hauptschule erlangte. 1971 beschlossen sowohl der Plaidter Gemeinderat als auch der Rat der Verbandsgemeinde den Neubau einer Hauptschule in Plaidt, die unter der Trägerschaft der Verbandsgemeinde stehen sollte. Die z.T. schwierigen und zeitraubenden Verhandlungen zum Erwerb der benötigten Grundflächen leistete allein Bodo Unger.
Die Erschließung von Baugebieten war zweifellos ein Schwerpunkt seiner Arbeit, die letztlich ein ganz wesentlicher Pfeiler der Fortentwicklung der Gemeinde Plaidt sein sollte. Zu nennen sind hier folgende Gebiete: Rang II, wobei hier über Baulandumlegungen verhandelt werden musste, Auf der Esch, Nette- und Pellenzstraße, Bereich zwischen Sonnenland und Hinter der Mühle (Sonnenhof), Im Kürchen, Im Marschereg, Morangiser- und Schützenstraße. Zudem initiierte Bodo Unger das erst im Jahr 2000 fertiggestellte Neubaugebiet „Wohnpark Saffiger Straße“. Beim Baugebiet Auf der Esch ist es ihm zu verdanken, dass dort keine Hochhäuser gestattet wurden.
Zusammen mit den Planer Klaus Grabowski ging er die systematische Planung zur Sanierung des Dorfkerns an, die sich in einer entsprechenden, bis heute gültigen Satzung zur Dorferneuerung manifestierte. Eine ganze Reihe von Umbauprojekten konnten seitdem mit Zuschüssen unterstützt werden. Die Planung der im Dorfkern zu erneuernden Straßen fällt genau so in dieses Großprojekt wie der Neubau der Kreisstraße (Bahnhof- und Miesenheimer Straße) in Zusammenarbeit mit dem Straßenbauamt.
Zur Erhaltung der Grünzone des Nettetals gibt es seit Bodo Ungers Zeiten zwei Bebauungs- und Grünordnungspläne: Nettetal I von der Rauschermühle bis zur Ochtendunger Straße und Nettetal II von der Ochtendunger Straße bis zur Autobahn. In diesen Zusammenhang gehört die Wiederherstellung der „Scharbels Kaul“ nahe der „Bippemüll“. Sie war spätestens seit den 1950er Jahren als Müllkippe missbraucht und verschüttet worden. Bodo Unger ließ das Gewässer wieder freilegen, wodurch ein Weiher entstand, der von Anfang an als Biotop geplant war. Dazu gehört ebenfalls die Schaffung und der Ausbau eines Wanderweges entlang der Nette bis zur „Heseler Mühle“. Hinter alle diesen Maßnahmen stand das Bestreben, das Nettetal dauerhaft unter Naturschutz zu stellen.
Ganz wesentlich für die Fortentwicklung von Plaidt war der Neubau des gemeindlichen Kindergartens. Man muss Bodo Unger große Weitsicht bescheinigen, denn ohne diese Plätze für unsere Kinder, könnte die Gemeinde heute das nicht erfüllen, was gesetzlich vorgeschrieben ist.
Saniert wurde die alte Plaidter Volksschule, deren Räume heute vorwiegend von der VHS im Rahmen der Erwachsenenbildung genutzt werden.
Auch die Ansiedlung von Betrieben war Bodo Unger ein wichtiges Anliegen, können doch so Arbeitsplätze im Ort gehalten oder sogar neue geschaffen werden. Unter seiner Leitung entstand das Industriegebiet „Kurzer Acker“, er war Mitinitiator der Industriefläche zwischen A 61 und L 117.
Dass wir alle heute auf gut ausgebauten Fußwegen durch den Noldens- und Rauscherpark gehen können, haben wir Bodo Unger zu verdanken. In seiner unermüdlichen Art kaufte er die hierfür nötigen Grundstücke an, beiderseits der Nette vom Industriegleis nach Saffig bis zur Kläranlage aus dem Besitz von Hermann Weinand und vom ehemaligen Obergraben der Noldensmühle bis zur Nette an der Burgquelle.
Bodo Unger ist der Planer des Naherholungsgebietes Noldenspark. Er ließ den Entenweiher anlegen, baute die Brücken über die Nette, ließ marode Fichtenbestände abholzen und zugleich standortgerechtes Strauch- und Baumwerk anlegen, baute die Grillhütte und ließ die Fertigungshalle der früheren Papiermühle der Familien Nolden und Weinand in eine Mehrzweckhalle umbauen. Bis heute wird dort geturnt und Sport getrieben. Der Saal im ersten Stock diente bis zum Bau der Hummerich-Halle als Sitzungssaal des Ortsgemeinderates. Die Jungendpflege hat dort ihr Büro, ebenfalls über lange Jahre der Kulturverein „Pegasus“, jetzt der Plaidter Geschichtsverein. Von großer Wichtigkeit für ungezählte Plaidter Jugendliche war und ist das dort untergebrachte Jugendzentrum JUZ, das seit den Zeiten Bodo Ungers professionell von einem Sozialarbeiter geleitet wird.
Die französische Stadt Morangis ist jedem Plaidter ein Begriff. Seit 1973 bemühte sich Bodo Unger, tatkräftig unterstützt von seiner Schwester Maria Spörrle, Bodo Geromont und Hermann Schmitz – um nur einige zu nennen -, um eine Partnerschaft mit dieser direkt bei Paris gelegenen Stadt. 1976 kam es dann zur offiziellen „Jumelage“, die in beiden Gemeinden groß gefeiert wurde. Die Möglichkeit, die jeweilige Partnergemeinde zu besuchen, wurde in der Folge von Hunderten Plaidtern und Morangisern wahrgenommen, sei es in gemeindlichem Auftrag, im Austausch von Vereinen oder auf privater Ebene. Es ist sicherlich nur ein Steinchen im großen Mosaik der deutsch-französischen Zusammenarbeit, aber für die Menschen in Morangis und Plaidt ein großer Schritt des gegenseitigen Verstehens.
Die Amtszeit von Bodo Unger endete 1994 als er in der Direktwahl zum Ortsbürgermeister gegen den Kandidaten der CDU, Klaus Bell, nur denkbar knapp mit 49 Stimmen Differenz unterlag.
Allerdings behielt die SPD die Mehrheit im Gemeinderat und stellte mit Bernd Schütz und Wilhelm Anheier die beiden Beigeordneten. Nach dem vorzeitigen Rücktritt von Bernd Schütz übernahm Wilhelm Anheier das Amt des ersten Beigeordneten, neuer zweiter wurde Winfried Vivequin. Die Kommunalwahl 1999 gewann die CDU. 2003 wechselte Klaus Bell vom Ortsbürgermeister in Plaidt zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Pellenz als Nachfolger von Paul Werner Kohns (SPD). Das machte eine Neuwahl des Ortsbürgermeisters nötig. Wilhelm Anheier trat für die SPD an und siegte klar gegen den CDU-Kandidaten Dirk Schwindenhammer.Neueste EntwicklungenNachdem Klaus Bell als Bürgermeister zur Verbandsgemeinde gewechselt war, standen in Plaidt 2003 Neuwahlen für das Amt des Ortsbürgermeisters an. Wilhelm Anheier trat für die SPD gegen Dirk Schwindenhammer von der CDU an und gewann deutlich mit 55,3 %. Er übernahm ein schwieriges Amt an, hatte doch die CDU seit 1999 die Mehrheit im Gemeinderat. Er stand im Grunde genommen vor der gleichen Situation wie Klaus Bell in den Jahren 1994-1999, nur mit umgekehrten „Mehrheits-Vorzeichen“. Die vordringlichste Aufgabe Wilhelm Anheiers war die Fertigstellung der im Bau befindlichen Gemeindehalle, die er im Herbst 2003 der Öffentlichkeit übergeben konnte.
Bei den Kommunalwahlen 2004 konnte die Plaidter SPD entgegen dem im Land Rheinland-Pfalz zu beobachtenden Trend die Mehrheit im Gemeinderat zurückerobern, was man sicherlich der konstruktiven Arbeit in der Opposition zuschreiben kann. Gleichzeitig setzte sich Wilhelm Anheier gegen den CDU-Kandidaten Klaus Bell mit fast 56,3 % der Stimmen durch. Gleich zu Beginn der Amtszeit macht die SPD eines ihrer Wahlversprechen wahr: Sie kürzte die Sitzungsgelder und die Bezüge des Ortsbürgermeisters um 20%. Ebenfalls beteiligte man die Bevölkerung an der Namensgebung der bis dahin unter der fantasielosen Bezeichnung firmierenden „Bürgerhalle“. Mit dem daraus resultierenden Namen „Hummerich-Halle“ können die Plaidter hoch zufrieden sein.
Seit der Herstellung in den 1970er Jahren war in die Anlagen des Rauscherparks nicht viel investiert worden. Als nun einige alte Bäume umzustürzen drohten, begann Wilhelm Anheier mit der gründlichen Sanierung. Die Holzeinfassung des Entenweihers wurde entfernt und durch landschaftstypischen Basalt ersetzt. Zugleich erhielt der Teich einen neuen Ablauf. Neben etlichem kleinerem Gehölz wurden vier mächtige Schwarzpappeln an der Nette gefällt, die abgängig waren. Dafür wurde eine ganze Reihe neuer Bäume gepflanzt. Etliche Bäume mussten gefällt oder zurückgeschnitten werden. Weil Jahrzehnte lang ist so gut wie nichts zur Pflege der Bäume und Büsche im Park unternommen wurde, ist dieses Projekt längst nicht abgeschlossen. Die Gemeinde wird auch in den kommenden Jahre in die Tasche greifen müssen, um dieses Kleinod, um das uns viele Nachbargemeinden beneiden, instand zu halten. Dieser „grünen Lunge“ wird künftig im Rahmen der weiteren touristischen Erschließung eine noch größere Bedeutung zukommen.
Das satzungsgemäß festgelegte Straßenausbauprogramm läuft weiter. Allein in den letzten Jahren wurden folgende Straßen hergerichtet: Hinter der Mühle, Fraukircher, Friedrich-Ebert- und Erzbergerstraße. Zur Zeit steht der Ausbau der Alten Andernacher Straße und des Olmerichs an.
Neuen Schwung brachte Wilhelm Anheier in die Vermarktung der Grundstücke im Industriegebiet „Plaidt Süd“. Drei Firmen („Paletten Linden“, „WTG“ und die Spedition Gross) haben sich in letzter Zeit dort angesiedelt. Der Umzug der Firma Brenner mit über 100 Arbeitsplätzen steht kurz bevor. Leider rückte die „EVM“ von ihrem Vorhaben ab, dort ein große Biogas-Anlage zu bauen, nachdem ihr Bedenken aus der Bevölkerung signalisiert wurden. Die danach geplante Ansiedlung der technisch innovativen Anlage in Nickenich ist jetzt wohl auch vom Tisch, obwohl Gemeinde und Verbandsgemeinde erhebliche Investitionen in eine neue Bauleitplanung getätigt haben.
Die Gemeinde Plaidt war zunächst froh darüber, dass es gelungen war, den Baustoffhandel Blum in das Industriegebiet an der A 61 auszusiedeln. Es stellte sich dann aber heraus, dass sich die alte Betriebsfläche zwischen L 117 und Gottschalksmühlenweg nicht für die eigentlich geplante Wohnbebauung eignete. Die Andernacher Planungsgesellschaft SLP, die bereits die Neubaugebiete „Wohnpark Saffiger Straße“ und „Unter der Beul“ realisierte, kümmert sich zur Zeit darum, dort ein Fachmarktzentrum einzurichten. Der dazu nötige Bebauungsplan „Auf Scharbel“ wurde bereits verabschiedet. Vor allem der von der SPD immer wieder geforderte Einbau eines Kreisverkehrs anstelle der Kreuzung der Landstraßen nach Saffig und Ochtendung soll für eine erhebliche Verkehrsberuhigung und mehr Sicherheit sorgen. Auch dieses Fachmarkzentrum ist eine Investition in die Zukunft der Gemeinde, bleibt doch dadurch Kaufkraft im Ort.
Ein weiterer „dicker Brocken“ war der Neubau der Grundschul-Turnhalle. Das stand eigentlich nicht auf der Agenda, war aber notwendig geworden, weil die alte Halle wegen Einsturzgefahr nicht mehr genutzt werden durfte. In Zusammenarbeit mit der Verbandsgemeinde ist nun eine Mehrzweckhalle entstanden, die weit mehr als nur das Nötigste für den Schul- und Vereinssport bietet. Die Neugestaltung des Parkplatzes an der alten Schule Plaidt passt sich nahtlos in die Baumaßnahme ein.
Wilhelm Anheier sorgte für eine sachgerechte Ausstattung der Skaterbahn und rief zugleich eine „Skate-open-Veranstaltung“ ins Leben, die bei Jugendlichen großen Anklang findet. Für die Gemeinde hat er sich beim Deutschen Fußballbund um die kostenlose Vergabe eines Minispielfeldes beworben und tatsächlich den Zuschlag erhalten. Die Anlage direkt neben der Skaterbahn wird den Plaidter Kindern, Jugendlichen und jung gebliebenen Erwachsenen noch viel Freude bereiten.
Ohnehin ist der Einsatz für die Kinder und Jugendlichen in Plaidt ein Schwerpunkt der Arbeit von SPD und Wilhelm Anheier in den letzten Jahren. So ist es gelungen, im Kindergarten wieder eine sechste Gruppe für die ganz Kleinen einzurichten, eine „Krabbelgruppe“. Vom Kindergarten über die Grund- zur Hauptschule bietet Plaidt heute den Kindern und Jugendlichen durchgängig eine ganztägige Betreuung. Das kann noch lange nicht jeder Ort vorweisen. Hierhin gehört auch die Anstellung von Nadine Bohr als Jugendpflegerin. Die Kosten für diese Stelle teilen sich Saffig und Plaidt – ein neuer Weg in der Zusammenarbeit der beiden Kommunen.
Zur Arbeit für die Gemeinde gehören viele Kleinigkeiten, die mitunter viel Zeit beanspruchen. Zum Beispiel der Umstand, dass die Post ihre Filiale aus der Dorfmitte zu einem Lebensmitteldiscounter außerhalb verlegte. Es erforderte zig Telefonate und Schreiben, bis wir wenigstens wieder einen Briefkasten an zentraler Stelle hatten. Zu diesen Kleinigkeiten gehören weiter die Neugestaltung der Ortseingangstafeln, das Gemälde auf der Fassade des Bauhofs und das auf dem Pumpenhäuschen am Entenweiher durch Künstler aus dem hiesigen Raum.
Die Partnerschaft mit Morangis wurde in den 1990er Jahren und zu Beginn des 21. Jahrhunderts intensiv gepflegt. Im Wechsel trafen sich die Ausschüsse der Gemeinden einmal jährlich. Ein Höhepunkt der letzten Jahre waren die Feierlichkeiten zum 30jährigen Bestehen der Partnerschaft im Jahr 2006.
Nicht verschweigen darf man an dieser Stelle, dass die Verschuldung der Gemeinde Plaidt 2008 einen Rekordstand erreicht hat. Es muss daher das oberste Gebot für die SPD sein, in den nächsten Jahren ein Konsolidierung des Haushalts und einen Abbau der Schulden anzustreben. Die stetig wachsenden Einnahmen aus der Gewerbe- und Einkommenssteuer machen da ein wenig Mut. Die SPD im Plaidter Gemeinderat seit 1946. Im April 1946 wurde zunächst ein Gemeindratskomitee von den Besatzungstruppen eingesetzt, das aus fünf regulären Mitgliedern und fünf Vertretern bestand. Schon im Dezember 1945 wurden von der SPD als Mitglieder vorgeschlagen: Sebastian Kowalski (Meister in einem Steinbruchbetrieb), Anton Butz (Frisör) und Fritz Weiler (Landwirt); als Vertreter: Wilhelm Ackermann (Hilfpolizist), Anton Mürtz (Arbeiter) und Nikolaus Mehlis (Architekt). Auf der Liste der CDP, der Vorgängerin der CDU, standen: Johann Josef Marci (Gast- und Landwirt), Peter Mürtz (Landwirt) Paul Jahny (Reichsbahninspektor i.R.) und Jakob Lohner (Invalide).
Nach Angabe der Verbandsgemeinde Pellenz wurde im September 1946 auf einer parteiübergreifenden Liste gewählt. In den aus zwölf Mitgliedern bestehenden Gemeinderat schickten SPD und CDU je sechs Mitglieder, die SPD: Sebastian Kowalski, Anton Butz, Josef Gräf, Klaus Schmitz, Peter Waldorf und Fritz Weiler, die CDU: Josef Hengesbach, Peter Hündgen, Paul Jahny, Peter Mürtz, Josef Pickel und Thomas Schmitz.Dasselbe gilt für die nächste Kommunalwahl am 14. November 1948, wobei von nun an der Gemeinderat bis zu den Wahlen 1969 19 Sitze hatte, ab 1974 waren es 21 und seit 1994 sind es 22 Sitze. Die SPD erreichte mit 53,0 % der Stimmen zehn Sitze, die CDU acht und die KPD einen. Für die SPD kamen in den Gemeinderat: Anton Butz, Jakob Döll, Johann Kreier, Peter Kurth, Anton Müller, Johann Michael Rollmann, Franz Scherhag, Nikolaus Schmitz, Jakob Uenzen und Peter Waldorf; für die CDU: Thomas Bonn, Anton Fassbender, Johann Johnen, Jakob Kohns, Martin Marci, Georg Müller, Peter Mürtz und Josef Unger; Andreas Netz war für die KPD im Gemeinderat.
Bürgermeister wurde Johann Michael Rollmann, erster Beigeordnerter Peter Mürtz und zweiter Albert Iven sen.In der folgenden Aufstellungen werden von 1952 an nur noch die SPD-Kandidaten aufgeführt, die in den Gemeinderat kamen.9. November1952 mit 53,4 % der Stimmen
Karl Ackermann, Anton Butz, Jakob Döll, Kurt Grützmacher, Albert Iven, Anton Müller, Peter Kurth, Johann Michael Rollmann, Franz Scherhag, Josef Tirrée11.November 1956 mit 54,1 % der Stimmen
Karl Ackermann, Nikolaus Büchel, Kurt Grützmacher, Christian Hoffmann, Albert Iven, Peter Kurth, Josef Müller, Heinrich Reul, Friedrich Rollmann, Johann Michael Rollmann, Mathias Wirfs23. Oktober 1960 mit 59,2 % der Stimmen
Karl Ackermann, Herbert Grimmig, Kurt Grützmacher, Christian Hoffmann, Albert Iven, Anton Müller, Josef Müller, Heinrich Reul, Friedrich Rollmann, Johann Michael Rollmann, Mathias Wirfs25. Oktober 1964 mit 57,3 % der Stimmen
Karl Ackermann, Josef Bender, Peter Josef Ginsterblum, Herbert Grimmig, Heribert Heidbüchel, Karl Hillesheim, Christian Hoffmann, Werner Marzi, Heinrich Reul, Johann Michael Rollmann, Walter Wirfs8. Juni 1969 mit 50,6 % der Stimmen
Peter Butz, Peter Josef Ginsterblum, Karl Hillesheim, Maria Lichtenberg, Werner Marzi, Heinz Meufels, Fritz Rollmann, Johann Michael Rollmann, Willi Spurzem, Bodo Unger17. März 1974 mit 51,2 % der Stimmen
Christine Berresheim, Heinrich Butz, Berni Cornet, Karl Hillesheim, Christian Hoffmann, Hans-Werner Hoffmann, Günter Kreten, Michael Müller, Hans Nürnberg, Bodo Unger, Margret Unger10. Juni 1979 mit 51,0 % der Stimmen
Toni Berresheim, Heinrich Butz, Berni Cornet, Walter Grambusch, Günter Kreten, Hans Nürnberg, Alfred Pickenhahn, Bodo Unger, Margret Unger, Dorothea Weiler, Klaus Zernia17. Juni 1984 mit 55,5 % der Stimmen
Manfred Betz, Elke Brandt, Peter Brauer, Heinrich Butz, Berni Cornet, Rolf Dietrich, Günter Kreten, Hans Nürnberg, Alfred Pickenhahn, Bodo Unger, Margret Unger, Klaus Zernia18. Juni 1989 mit 63,2 % der Stimmen
Manfred Betz, Peter Brauer, Heinrich Butz, Berni Cornet, Ilse Eckhoff, Heinz Kruse, Walter Mürtz, Hans Nürnberg, Alfred Pickenhahn, Gerd Schommer, Bodo Unger, Margret Unger, Dorothea Weiler17. Juni 1994 mit 53,4 % der Stimmen
Berni Cornet, Ilse Eckhoff, Petra Eckhoff, Hilmar Geil, Christoph Jäschke, Hermann Müller, Alfred Pickenhahn, Manfred Rollmann, Gerd Schommer, Claudia Sprinz, Hans-Werner Stadtfeld, Bodo Unger13. Juni 1999 mit 43,4 % der Stimmen
Wilhelm Anheier, Berni Cornet, Ilse Eckhoff, Petra Eckhoff, Wilfried Engels, Frank Neupert, Alfred Pickenhahn, Hans-Werner Stadtfeld, Wilfried Vivequin16. Juni 2004 mit 52,0 % der Stimmen
Jürgen Anheier, Wilhelm Anheier, Berni Cornet, Ilse Eckhoff, Dirk Eckhoff, Astrid Gross, Jürgen Hagen, Hedi Lotzen, Hermann Müller, Frank Neupert, Alfred Pickenhahn, Hans-Werner Stadtfeld Ihr bestes Ergebnis erreichte die SPD damit im Jahr 1989 mit 63,2 %, das schlechteste 1999 mit 43,4 %. Den größten Umbruch gab es 1974: Von den Gemeinderatsmitgliedern aus der Wahl 1969 blieben nur noch zwei: Karl Hillesheim und Bodo Unger.Sie hat in dieser Zeit Beispielhaftes geleistet.Plaidt ist heute ein Ort, der auch vom Wohnfaktor her attraktiver denn je ist. Schwimmbad, Hauptschule, Naherholungsgebiet, Sportstätten, zeugen davon. Altenheim und Jugendheim haben diese Attraktivität noch erhöht. Diese Dinge sind uns ja nicht in den Schoß gefallen. Hier musste sachliche und konkrete Arbeit geleistet werden. Wie viele Gemeinden in Rheinland-Pfalz können diese Leistungen aufweisen? Unsere Tradition heißt Fortschritt für unseren Ort.